Pferde galoppieren mit ihren Herzen,Halten durch mit ihrer Lunge und gewinnen mit ihrem Charakter.

Pferdewissen

Hier erfahren Sie vieles, was Sie über Ihre Lieblingstiere wissen sollten.

Pferde sind nicht gerne allein, sie sind außerordentlich gesellig und sehr kontaktfreudig. In freier Wildbahn leben sie zusammen mit Artgenossen in einer Herde, die ihnen Sicherheit und Schutz bietet. Auch für unsere domestizierten Pferde zählt ausgiebiger Sozialkontakt zu den wesentlichen Grundbedürfnissen. Pferde, die zumindest tagsüber auf der Koppel Gelegenheit haben, Teil einer gut funktionierenden Herde zu sein, sind ausgeglichener und kommen besser mit Stresssituationen zurecht als allein gehaltene Tiere. In der freien Natur besteht eine Herde aus zwei bis 21 Pferden, die sich aus einem Hengst, seinen Stuten und dem gemeinsamen Nachwuchs zusammensetzt. Der Hengst ist in der Regel sehr eifersüchtig und achtet ganz genau darauf, dass sich seinen Stuten kein Rivale nähert. Dies bekommt auch der männliche Nachwuchs zu spüren. Spätestens im Alter von etwa 18 Monaten ist ihr Welpenschutz zu Ende, und der alte Hengst beginnt sie anzugreifen. Ist es erst einmal so weit, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als sich von ihrer Herde zu trennen.

Ein neuer Lebensabschnitt beginnt

Zusammen mit anderen Jungspunden bilden sie dann eine sogenannte Junggesellengruppe. Auch junge Stuten verlassen immer wieder die gewohnte Herde, um sich einer Jungschar anzuschließen, so wird auf ganz natürliche Weise Inzucht größtenteils vermieden. Mit der Zeit reift unter den Junghengsten ein neuer Chef heran, der sich eine Gruppe junger Stuten sucht und eine neue Herde gründet. Besonders selbstbewusste und waghalsige Hengste gehen einen anderen, weit gefährlicheren Weg: sie fordern einen Hengst mit Herde zum Kampf heraus, mit dem Ziel, diese zu übernehmen. Bei derartigen Kämpfen geht es in der Regel ordentlich zur Sache, nicht selten wird einer der beiden Streithähne schwer verletzt. Der Sieger darf die Herde behalten oder neu übernehmen, der unterlegene Hengst zieht geschlagen und alleine davon.

Wer ist hier der Boss?

Bestimmt haben Sie schon einmal gehört, dass man die Hengste in einer Herde auch als Leithengste bezeichnet. Dieser Begriff ist etwas irreführend, denn in Wirklichkeit folgt der Hengst eher seinen Stuten, als dass er sie anführt. Zwar ist er der „Mann im Haus“ und wacht unermüdlich über seine Herde, doch wenn es darum geht, wohin die Herde wann zieht, ist es die ranghöchste Stute, die das Sagen hat. Die Leitstute ist meist ein eher unscheinbares Pferd, doch ihr besonderes Wesen macht sie zur verantwortungsvollen Herdenmutter, die sich mit all ihrer Kraft und Weisheit in den Dienst ihrer Familie stellt. Unaufhörlich ist sie auf der Suche nach den besten Futterplätzen für ihre Herde, sorgt für Frieden in der Gemeinschaft und schlichtet Streitigkeiten. Dank ihrer inneren Werte und ihrer besonderen Ausstrahlung wird die Leitstute von den anderen Pferden sehr geachtet und geehrt, sie machen ihr bereitwillig Platz und lassen sich vertrauensvoll von ihr führen. Doch auch die Leitstute verhält sich gegenüber den anderen sehr respektvoll. Sie hat es nicht nötig, sich durch Beißen und Treten Gehör zu verschaffen.

Alles eine Frage der Dominanz?

Pferde zeigen in freier Wildbahn ganz allgemein wenig aggressives Verhalten. Dies hat im Wesentlichen drei Gründe. Zum einen kostet Aggression wichtige Energie, die Pferde könnten sich bei Rangeleien ernsthaft und damit lebensbedrohlich verletzen, und zudem wirken sich Streitereien negativ auf den Herdenzusammenhalt aus. All dies sind Dinge, die das Überleben der Herde gefährden würde. Deshalb sind Pferde in erster Linie sehr freundliche und gesellige Tiere, die freundschaftliche Beziehungen zueinander überaus schätzen. Eine fixe Rangordnung ist aus diesem Grund bei wildlebenden Pferden häufig gar nicht so leicht auszumachen, Rangordnungen können sich nach Situation und Zusammenhang laufend ändern. Ein Tier kann mal dominant, mal unterlegen oder aber auch gleichberechtigt sein. Auch wenn Pferde im Grunde sehr freundliche Tiere sind, können sie gegenüber anderen Pferden sehr schnell eine Zu- oder Abneigung entwickeln. Sind sich zwei Pferde nicht sonderlich sympathisch, kann es vor allem bei unseren heutigen Pferden auch zu kleinen Reibereien kommen, die in der Regel aber glimpflich verlaufen und schnell vorbei sind. Ernsthafte Auseinandersetzungen entstehen meist nur dann, wenn sie auf zu engem Raum zusammenleben müssen, unterfordert und gelangweilt sind oder die Herdenzusammensetzung unglücklich gewählt wurde, was bei unseren Pferden heute häufig der Fall ist. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, die Mitglieder einer Herde besonders sorgfältig auszuwählen. Schließlich können sich unsere Pferde nur noch selten aussuchen, mit wem sie zusammen sein möchten und mit wem nicht.

Was bedeutet das für das Zusammensein mit dem Menschen?

Oft wird davon gesprochen, dass der Mensch für das Pferd zum Boss werden muss, damit es ihn respektiert und ihm vertraut. Meist bedingt diese Forderung, dass sich der Mensch durch hartes, forsches, häufig völlig übertrieben strenges Auftreten als Chef positionieren will, auch dann, wenn dieses Verhalten der Natur der jeweiligen Person gar nicht entspricht. Doch Pferde sind Meister im Lesen ihres Gegenübers. Sie lassen sich von gespielter Dominanz nicht blenden und reagieren verstört und unwillig. Für eine echte funktionierende Partnerschaft mit dem Pferd braucht es vor allem Verständnis, Wissen und Respekt. Willst du ein Pferd zu deinem Freund machen, musst du seine Wünsche, Bedürfnisse und Ängste verstehen. Erst dann wirst du wissen, warum es wann wie reagiert und wie du dem am besten begegnest. Lässt du dein Pferd dein echtes Bemühen spüren, wird es dich respektieren – und der Grundstein für eine wunderbare Freundschaft ist gelegt.

Herdentrieb

Für (Wild-)Pferde ist er lebensnotwendig, für den Menschen oft lästig: der Herdentrieb. Pferde fühlen sich ohne andere Artgenossen oft unwohl, und es ist viel Arbeit vonnöten, damit ihnen die Gesellschaft ihres Menschen genauso viel Sicherheit gibt wie ihre Herde. Ohne dieses Vertrauensverhältnis kann es zu brenzligen Situationen kommen, denn ein herdengewohntes Pferd wird alles daran setzen, um zu seinen Freunden zu gelangen, wenn es sich alleine fühlt. Das kann ganz schön gefährlich werden. Damit es gar nicht erst soweit kommt, solltest du dir unbedingt eine gute Partnerschaft zu deinem Pferd erarbeiten, die auf gegenseitigem Vertrauen basiert.